Dafür stehen die KinderInsel Grants

Die Stiftung KinderInsel engagiert sich ebenfalls in der Forschung, indem sie die Förderung von wissenschaftlichen Projekten der Kindermedizin unterstützt.

Im 2023 wurden sieben Projekte unterstützt, davon fünf zu 100% und zwei zu 50%. Die Totalsumme betrug knapp CHF 130'000.00.

Ärzte der Kinderklinik können für ihre Forschungsprojekte Zuschüsse (Grants) beantragen, die nach  interner und externer Evaluation von unserer Stiftung gutgeheissen oder abgelehnt werden

Auch für Kleinprojekte können Anträge von Mitarbeitenden der Kinderklinik eingereicht werden. Zu beachten ist, dass die Projekte dem Stiftungszweck entsprechen und insbesondere im Zusammenhang mit der Kinderklinik am Inselspital stehen müssen.

Beispiele von unterstützten Projekten im 2023

Sichere und rasche DIAGNOSE bei der «Autoimmunen Hepatitis» (AIH)

Hauptantragstellerin; Dr. med. Christiane Sokollik

Die Autoimmune Hepatitis (AIH) ist eine chronische, durch das Immunsystem vermittelte Erkrankung der Leber, die bereits im Kindesalter auftritt. Nicht erkannt und unbehandelt führt sie zum Leberversagen. Die Diagnosestellung ist komplex und beruht auf typischen Symptomen, Labormarkern und der  Beurteilung von Lebergewebe. Wir konnten zeigen, dass bei Erwachsenen mit AIH bestimmte 

Labormarker (Antikörper gegen körpereigene Proteine) häufiger vorkommen als bei anderen Erkrankungen der Leber, die die gleichen oder ähnliche Symptome aufweisen. Zu diesen Antikörpern gibt es keine oder kaum Daten bei Kindern und Jugendlichen. Wir möchten daher in unserem Pilotprojekt untersuchen, ob Kinder und Jugendliche mit AIH gleiche Antikörperprofile wie Erwachsene haben und dies in Beziehung zu klinischen Daten setzen. Ziel ist es, die Diagnose einer AIH bei Kindern und Jugendlichen mit höherer Sicherheit und auch schneller stellen zu können.

 

Laporoskopie in der Kinderchirurgie: Training mittels Pelvitrainer

Hauptantragstellerin: Dr. med. Gabriela Marta Dekany

Obwohl in der Chirurgie mittlerweile unerlässlich, ist die Ausbildung in Laparoskopie (sog. «Schlüsselloch-Chirurgie» oder «minimalinvasive Chirurgie») in der Kinderchirurgie in der Schweiz insgesamt sehr schwierig und mangelt an Struktur. Die geringen Fallzahlen, wenige zur Ausbildung geeignete Operationen bei Kindern und die delikate Anatomie des Kindes erschweren das Erlernen von Grund auf bzw. lassen eine Ausbildung am Patienten nicht zu. Darunter leidet sowohl die Ausbildung der Kinderchirurgen als auch die Qualität der Behandlung. 

 

Um diese Situation zu ändern, möchten wir im Rahmen des neuen Skills Lab der Kinderklinik des Inselspitals mittels eines Pelvitrainers professionelle Übungsmöglichkeiten schaffen. Diese Übungen werden eingebettet in ein obligatorisches und standardisiertes 24-monatiges Trainingscurriculum für die Anwärter des Facharztes Kinderchirurgie, an dessen Ende eine Prüfung steht. 


Sehr viele Studien beweisen, dass das Üben an einem Pelvitrainer es ermöglicht, sich die notwendigen technischen Fähigkeiten anzueignen, um diese dann mit Sicherheit im Operationssaal unter Supervision anwenden zu können. Bewährt sich das Ausbildungs-CurricuIum bei uns in der Kinderchirurgie, könnte sie als Beispiel für die gesamte Kinderchirurgie in der Schweiz dienen. 

 

Die Mittel zur Anschaffung des hierfür benötigten Pelvitrainers (einschliesslich Upgrade und Symulus Trainer für Übungen für fortgeschrittene Assistenzärzte) möchten wir deshalb hiermit beantragen. Dieses vermeintlich kleine Projekt hat in unseren Augen das Potential, eine grossartige Verbesserung zu bewirken: Bitte helfen Sie uns, damit die Ausbildung in der Kinderchirurgie in Bern für die Zukunft ausgerüstet ist und wir den angehenden jungen 

Kinderchirurgen die bestmögliche Ausbildung und unseren kleinen Patienten eine Spitzenmedizin anbieten können. 

 

Travelling Fellowship Kinderorthopädie

Hauptantragstellerin; Dr. med. Nadine Kaiser

Während in vielen europäischen Nachbarländern, wie z.B. in Deutschland, die Arbeit als Kinderorthopäde eine Zusatzqualifikation benötig, ist dies in der Schweiz (noch) nicht notwendig. Hier kann man als Orthopäde oder Kinderchirurg durchaus kinderorthopädisch tätig sein, ohne weitere Qualifikationsnachweise erbringen zu müssen. Eine spezifische Fachqualifikation Kinderorthopädie existiert beim Schweizer Berufsverband der Ärzte (FMH) zum heutigen Zeitpunkt nicht.

Durch das Travelling Fellowship wird angestrebt, die Fachexpertise im Bereich der spezialisierten Kinderorthopädie auszubauen und ein Netzwerk mit renommierten internationalen Zentren aufzubauen. Eine langfristige Anstellung an der Kinderklinik des Inselspitals wird angestrebt. Geplant ist ein Travelling Fellowship organisiert in Eigenregie und durch Unterstützung durch Herrn PD Dr Ziebarth mit den Stationen in den USA .

 

  • August 2023: Texas Scottish Rite Hospital for Children, Dallas, Schwerpunkt pädiatrische Hüftorthopädie 

  • September 2023: Nemous Childrens Hospital, Willmington, Schwerpunkt pädiatrische Neuroorthopädie

  • Oktober 2023: Boston Childrens Hospital, Boston, Schwerpunkt Hüftorthopädie und Kindersportorthopädie 

 

Studie zu einem neuartigen Infusionssets für Kinder mit Diabetes

Hauptantragsteller: Dr. med. Claudia Boettcher

Bei Kindern, die an Diabetes Mellitus Typ erkrankt sind, ist die bevorzugte Therapie die Versorgung mit einer Insulinpumpe. Diese versorgt die Kinder kontinuierlich mit Insulin und bei den Mahlzeiten kann bequem aus der Pumpe eine zusätzliche Insulindosis (ein Bolus) abgegeben werden. Eine Insulinpumpe wird immer in Kombination mit einem Glukosesensor getragen, der kontinuierlich im Unterhautfettgewebe den Glukosewert misst. Wir erreichen damit eine hervorragende Blutzuckerkontrolle. Zudem müssen die Kinder viel seltener am Finger den Blutzucker kontrollieren und sich nicht mehr jeden Tag das Insulin mehrmals spritzen (üblicherweise 6-7 Injektionen pro Tag bei herkömmlichem Spritzenschema). Das bedeutet bereits eine deutliche Reduktion der täglichen, schmerzhaften Interventionen. 


Die Patienten müssen aber regelmässig das Infusionsset, welches das Insulin von der Pumpe via einen Kunststoffschlauch und subkutan liegender Kanüle an den gewünschten Applikationsort leitet, alle 2-3 Tage auswechseln. Für viele Kinder bedeutet dieser Wechsel eine erhebliche Belastung, ebenso für die betreuenden Eltern. 

Die Firma Medtronic hat ein neuartiges Infusionsset konzipiert, welches erst nach 7 Tagen ausgewechselt werden muss.
Das würde für die Kinder eine erhebliche Reduktion von schmerzhaften Interventionen bedeuten und zu einer deutlichen Entlastung der betreuenden Personen (Eltern, Grosseltern, Kindertagesstätten) führen. Zudem auch eine Reduktion von Kunststoff-Verschleissmaterial und der finanziellen Belastung.

 

Bei Erwachsenen wurde das Infusionsset systematisch im Rahmen von Studien getestet und die Effektivität und Sicherheit konnte gezeigt werden. Für Kinder ist das Produkt zugelassen, wurde aber nie für diese Altersgruppe systematisch in Studien untersucht. Uns Kinderärzten ist aber völlig klar, dass man Kinder nicht mit Erwachsenen gleichsetzen kann (was in der Medizin leider zu oft vorkommt). Wir denken aber, dass betroffene Kinder und Ihre Familien von diesem Produkt sehr profitieren könnten. Wir möchten aber eine systematische Untersuchung durchführen und damit zeigen, dass das neue Infusionsset tatsächlich mindestens 5 Tage hält bei Kindern (das würde bereits eine Halbierung der benötigten Katheterwechsel bedeuten) und dabei auch sicher ist bezüglich der Insulinversorgung. Ein weiterer Aspekt ist die Hautverträglichkeit. Die Haut von Kindern ist viel empfindlicher als die von Erwachsenen, womit auch betrachtet werden soll, ob nicht vermehrt Hautunverträglichkeiten oder gar Hautinfektionen auftreten.

 

Neuer Therapieansatz bei kindlichen Nierentumoren

Hauptanstragstellerin: Dr. med. Franziska Holzner

Bösartige Tumore entkommen oft der Immunüberwachung, indem die Funktion von Immunzellen, speziell von T-Lymphozyten, gehemmt wird. Viele Immun-umgehungswege beinhalten sogenannte Kontrollstellen, welche meistens von Proteinen dargestellt werden (engl. checkpoint proteins). Eine solche Kontrollstelle ist L-Kynurenin, welches die Immunantwort gegen Krebszellen inhibiert. 
 

Der biochemische Mechanismus, welcher hinter der hemmenden Wirkung von L-Kynurenin auf Immunzellen steht, blieb lange ungeklärt. In Zusammenarbeit mit der Universität Kent in England arbeiten wir als eine der ersten Forschungsgruppen an diesem Mechanismus. So konnten wir in einem ersten Schritt schon zeigen, dass L-Kynurenin mit einem anderen Protein konkurriert, HIF-1a genannt, wobei beide Proteine das gleiche Empfängermolekül auf T-Lymphozyten besitzen. HIF-1a ist für die Sauerstoffversorgung der T-Lymphozyten verantwortlich. Wenn es also durch L-Kynurenin vom Empfängermolekül verdrängt wird, sinkt die Sauerstoffversorgung der T-Lymphozyten, welches wiederum eine geschwächte Immunantwort zur Folge hat und Krebszellen schlecht oder aber gar nicht bekämpfen kann. 


Wir sind daran interessiert, diesen Mechanismus besser zu verstehen, um mögliche Angriffspunkte für eine Therapie entwickeln zu können. Speziell sind wir dabei an einer Therapie gegen kindliche Nierentumore interessiert Durch unsere Kollaboration mit der Humangenetik können kindliche Tumorzellen mit embryonalen Zellen verglichen und auf ihre Chromosomen untersucht werden.
 

Obwohl kindliche Krebserkrankungen selten sind, stellen sie die häufigste krankheitsbedingte Todesursache bei Kindern dar. Ein möglicher Therapieansatz über den L-Kynurenin Mechanismus ist dementsprechend von grossem medizinischem und gesellschaftlichem Interesse.